Intensive Zeit geht vorbei. Sie ist intensiv, indem wir an ihrem Geschehen teilnehmen, statt nur zu beobachten. Der geteilte Augenblick ist die Zeitspanne der 2. Person. Die Zeit der Ethik. Wir kehren aus ihr zurück in die Zeit der 3. Person, in die Gesellschaft, die Gerechtigkeit, die Maßstäbe.

(Wer mehr zu diesem Thema wissen will, lese Emmanuel Levinas’ Totalité et Infini, das wohl am schwersten zugängliche Werk der Philosophiegeschichte; so schwer, dass nicht mal Jens und ich es in einen DSA-Reader aufnehmen würden.)

Schülerakademie ist für mich die Zeit des Jahres, in der die 2. Person am stärksten zur Geltung kommt. Wenn sie vorbei ist, will ich mich erinnern. Das gelingt nur bedingt. Unter den Maßgaben der Sprache. Vielleicht halten die folgenden Notate wenigstens etwas fest von dem, was war.

Tag 1

Erste Teamsitzung, noch vor der Anreise der Teilnehmer. Ausblick auf die anstehenden Aktivitäten. Matti, ernst: „Es soll jetzt zwei Wochen schön werden!“

Unsichere Blicke der AKL.

Nico, beflissen: „Das Wetter.“

Ach so. No pressure …

Tag 2

Wer aus dem drögen Schulalltag kommt, nimmt die DSA als Befreiung wahr. Es gibt eine Nachtruhe („Wer schlafen will, muss schlafen können [außer im Kurs]!“), aber keine Bettruhe. Die leuchtenden Augen eines TN, der vor Freude bald platzt: „Und ich darf jetzt die ganze Nacht Fußball spielen?!?!“

Ja. Viel Spaß!

Tag 3

There’s always a first. Ich bekomme Komplimente für meine Trainingshose, die gut zu meinem schwarzen T-Shirt passe. Wusste ich’s doch, dass ich durchs Leben kommen würde, ohne eine Fliege binden zu können!

*

Nach dem Abendessen noch eine Einführung ins Ballett mit Lucky, dann Yoga, kurz noch ne Runde Catan, und dann noch eine. Wir nennen es Dudler von Catan, statt Siedler, weil wir uns ja alle duzen. Auf dem Weg zurück ins Schloss erspähe ich unter einem der Minibusse einen Waschbären. Wer sagt eigentlich, dass der Mensch aus dem Paradies vertrieben wurde? Das zweite Konzil von Lyon hat sich geirrt!

Tag 4

Urban regt an, dass wir als Prank vom Schlossbalkon aus eine Republik ausrufen oder die Teilnehmer dazu auffordern, Torgelessie, das Seeungeheuer, zu besänftigen.

Jens ist skeptisch: „Das ist ein Spaß, aber noch kein Scherz.“

Urban denkt weiter. Er macht erstmal eine Liste von Materialien, die er mitgebracht hat: „Also, ich habe noch 24 Luftballons und 300 Wasserbomben im Gepäck.“

Jens: „Die Russen haben viermal so viele!“

*

Wir bauen als kleinen Kompromiss das Mischpult und zwei riesige Lautsprecher auf der Schlossterrasse auf und bedröhnen den Innenhof mit einer Klezmer-Playlist. Einhellige Meinung der TN: Diese Musik passt perfekt hierher.

Die deutsche Geschichte ist unergründlich.

Tag 5

Früh morgens richten wir die großen Lautsprecher auf das Treppenhaus des Schlosses aus. Stundenlang haben wir in der Nacht debattiert, mit welcher Musik wir die TN aus dem Schlaf holen wollen. MacMillans „Tu es petrus“ wurde es nicht, auch nicht Bruckner, auch nicht die Harmonielehre von John Adams, sondern der letzte Satz aus Guldas Cellokonzert. Da fängt der Tag doch beschwingt an!

*

Im Plenum moderiert Karin einen Geburtstagskanon an. Auf den ausgeteilten Liedtextzetteln steht für jede Stimmlage eine Zeile. „Weiß jeder, was seine Stimmlage ist? Sucht euch eine aus. Sopran ist recht hoch.“ Danke.

Tag 6

Exkursion nach Güstrow. Wir werden im Barlach-Atelier geradezu liebevoll empfangen und umsorgt, haben Zeit, die Ausstellung anzusehen, und fertigen dann Linolschnitte bzw. ein Gedicht an. Dann geht’s zu Fuß ins Zentrum der Stadt. Brütende Hitze, weiterhin. Lola spricht mich an: „Was fasziniert Dich?“ Einfach so. Ich erzähle ein bisschen von meiner Auseinandersetzung mit Sprache, vom Übersetzen und Dichten, von der Analyse politischer Diskurse und von der Literaturwissenschaft. Sie fragt nach dem Unterschied zwischen Rätsel und Geheimnis, zwischen Hermetik und Tiefgründigkeit – und stellt eine Frage, die mir auch bei aller Auseinandersetzung mit dem lyrischen Du noch nicht in den Sinn gekommen ist: Hat ein Gedicht eine Privatsphäre?

*

Abends ist Urban verzweifelt. Die TN machen brav ihre Arbeit und sind sonst eher unauffällig. Seine dezenten Aufforderungen zum Pranken verfangen nicht. Da greift er zu härteren Maßnahmen: ins Wohnzimmer gehen, TN rekrutieren und dienstverpflichten. Wenn sie nicht wollen, müssen sie halt. Helena und Esra werden auf diese Weise ins AL-Büro verfrachtet – „Wir können ja nicht immer nur über lineare Algebra reden!“

Esra: „Oh! Lineare Algebra! Ich wollte eh noch fragen, wie das mit den Tensoren ist.“

Urban: „Ja, morgen. Also, der Netflixkurs, die haben eine Abreibung verdient, oder?“

Esra: „Welche Rechenregeln gelten eigentlich für Tensorprodukte?“

Urban: „Die sehen aus wie Distributiv- und Assotiativgesetze, aber das tut nichts zur Sache. Wir haben Schnüre, da können wir irgendwas von wegen ‚sozialen Netzen‘ machen.“

Esra: „Und gibt es da eigentlich eine Universaldefinition, für Vektorräume?“

Urban: „Ich bin eigentlich ein optimistischer Mensch, aber manchmal denke ich, das Ende naht. Deines steht jedenfalls unmittelbar bevor, wenn du so weitermachst.“

Na ja, schließlich hat es doch geklappt. Der Netflixraum wurde gehörig versponnen und verklebt. Und am Tag danach ging’s heiter weiter: Da haben wir den Bocksprungbock aus der Sporthalle in den Kabarettkurs verfrachtet, inklusive Sprungbrett. Die hatten ja keinen Bock mehr. „Sorry“, Tilman!

Tag 7

Plenum.

„Ich möchte ein Skatturnier anbieten.“

„Um wieviel Uhr?“

„Um zwei.“

Tabea schreibt auf: 2:00, Wohnzimmer.

„Ne, ne, 14 Uhr.“

Ach so. Beides wäre möglich.

*

Nachmittags. Matti im AL-Büro, sichtlich gestresst, tief über den Schreibtisch gebeugt.

Ich, vorsichtig: „Kann ich was tun?“

Matti, gereizt: „Kannst du drucken?“

*

Eine der Exkursionen gestern ging ins ehemalige KZ Ravensbrück. Vivi und Caro kamen tief bewegt zurück, die TN waren in der Lage, ihrer Erschütterung auf bewegende Art und Weise Ausdruck zu verleihen. Beim Abendessen saßen sie dann still zusammen. Heute bittet Marc um ein Treffen der Weltretten-KüA, die sich mit politischen Themen beschäftigt. Er fragt, was es mit dem freien Willen auf sich hat – wie frei sind wir? Dahinter steht die Frage nach der Verantwortung des Menschen, nach seinen Handlungsspielräumen, nach der Reichweite von Naturgesetzen, schließlich dem Verhältnis von Physik und Ethik, von Naturwissenschaft und Politik. Eine Gruppe von etwa einem dutzend TN sitzt im Wintergarten des Schlosses um einen schweren Holztisch und verhandelt die Zukunft der Menschheit. Mich beeindruckt nicht nur, wie viele kluge Bemerkungen die TN machen, sondern dass alle in der Lage sind, über anderthalb Stunden ein Gespräch zu führen, aktiv zuzuhören und verschiedene Gesprächsfäden zu verweben. Von acht bis halb zehn ein großer geistiger Atemzug.

Tag 8

Ein eigenartiger Tag. Wenn es auf der DSA überhaupt so etwas wie Alltag gibt, dann ist es dieser mittlere Donnerstag.

*

Beste Einleitung zu einem potenziell kontroversen Tagesordnungspunkt bei der Teamsitzung: „Bevor es dazu Diskussionsbedarf gibt, fasse ich das kurz zusammen.“

Tag 9

Matti versucht, bei Aldi genug Minze für die Cocktails zu kaufen, die bei der Party gemixt werden sollen. Gibt aber nur kleine Päckchen. Eine Dame in der Nachbarschlange bietet an, dass wir bei ihr auf dem Feld Minze pflücken können.

Eine Gruppe Freiwilliger ist schnell gefunden. Sie versammelt sich vor dem AL-Büro. Einer stellt die Frage, wie man die gepflückten Stengel zusammenbinden kann.

Ich: „Nico, hast Du Gummis?“

Nico: „Schreib’s auf die Liste, dann besorg ich’s Dir.“

Wer viel fragt …

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Nach dem Abendessen trifft sich eine große Gruppe zu „Heikes High-IQ Haiku-KüA“. Die Grundprinzipien der Gedichtform sind schnell erklärt. Dann beginnen alle zu tippen oder zu kritzeln. Wer eins fertig hat, ruft „Heureka Haiku!“ Damit’s nicht langweilig wird, denken wir uns noch einen zweiten Spruch aus, irgendwas mit „Habemus“. Die TN sind sich einig, dass „Haiku“ u-Deklination ist und es folglich „Habemus Haikum!“ heißen muss. Wer einen wohlgefälligen Text zum Besten gegeben hat, erhält ein gönnerhaftes: „Bravu Haiku!“, kombiniert mit einem gedankenschweren Nicken.

Tag 10

Kurse und AKL bereiten sich auf das Sportturnier vor. Der Ton wird hitzig. Andrea dröhnt einer TN entgegen: „Acht Plätze im Bus zur Notaufnahme, acht Spieler auf dem gegnerischen Feld – denk mal drüber nach!“

*

Es läuft dann aber alles ziemlich fair ab. Sinnbildlich für den Teamgeist, der beim Quidditch herrscht, steht folgender Dialog, mitten im Spiel:

„Hast du mich grad getroffen?“

„Weiß nicht!“

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Schön ist es, auch nach 23 Uhr noch mit großer Ernsthaftigkeit gefragt zu werden, was Bernhard Waldenfels mit dem Unterschied zwischen Anspruch und Angebot meint. Ebenso schön, aber wegen der Lautstärke auch doppelt herausfordernd, auf der Party gebeten zu werden, einen Text über den Status quo des Feminismus Korrektur zu lesen (während im Hintergrund das Eisbärenlied der Puhdys läuft!). Fast schon der ultimative Akademiemoment ist es, wenn ich mich gerade von „Moskau, Moskau“ erhole und Clara, es geht auf 1 Uhr, mich mit glänzenden Augen bittet, ihr zu erklären, was „Diskurs“ denn nun wirklich bedeutet.

Tag 11

Wie unterscheidet sich die DSA eigentlich von der Schule? Das Stimmungsbild ist deutlich: TN sind normalerweise unterfordert und gleichzeitig gestresst, weil sie das Gefühl haben, dass es auf jeden Schritt und jede Äußerung ankommt und irgendwie ihre Zukunft ständig von allem abhängt. Beides ist frustrierend, und die Kombination von beidem ist es erst recht. Einer bringt die Schulerfahrung auf den Punkt: „Das Niveau sinkt, und die Erwartungen steigen.“

Tag 12

Als würde es auf dem Programm stehen: Ab dem zweiten Montag läuft man gegen Pfosten und Tischkanten. Blessuren, Schürfwunden, Schrammen. Auf Schienbeinen und Unterarmen zeichnet sich ein ganz eigener Bunter Abend ab.

Tag 13

Dauernd hat irgend jemand Geburtstag. Immer wird ein kleines Liedchen gedichtet und der Textzettel morgens ausgeteilt. Es beginnt stets mit dem Namen des/der zu Feiernden und der Zusicherung, dass man deshalb ein Lied singt. Das Ganze steuert dann auf die Zeile zu: „Duuuuuuu bist heute nicht alleeeeeeein!“ Erleichtert stellen Karin und ein paar andere heute Abend fest, dass morgen niemand Geburtstag hat. Das schreit nach einem Lied. Karins Augen glänzen schon bei der Eingangszeile: „Wir ham alle nicht Geburtstag, darum sing’n wir auch kein Lied.“ Und erst recht beim Refrain: „Wiiiiiiiiiiir sind heute ganz alleeeeeeeein!“

Düster sei es gewesen, sagen einige TN später.

*

Nächtliches Cards against humanity. Ich spiele sechs Runden lang mit. Am Ende habe ich fünf Punkte. Alle von Marc.

Tag 14

Jens bietet eine Wasch-KüA an, also eine Einführung in die Bedienung einer Waschmaschine, unter dem Titel: „Chancen und Möglichkeiten der Reinigung“.

Wenig später stellt Urban im Plenum den Mülleimer vor, der es, wie er sorgfältig darlegt, TN ermöglicht, mit herumliegenden Chipstüten so umzugehen, dass der ästhetische Gesamteindruck des Wohnzimmers sowie dessen hygienische Grundstruktur nicht beeinträchtigt werden. Nutzung sei empfohlen.

Tag 15

Die Küche im Gelben Haus ist unser zweiter Kursraum. Ich komme verspätet an, eile die Treppe hoch. Da hetzt mir Timo entgegen: „Ich hab was vergessen!“ Mit zwei Schritten Abstand folgt Raphael, der lässig auf Timo zeigt: „Er hat was vergessen.“ Beide verschwinden durch die Tür nach draußen.

Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich an Asterix und Obelix denke? Jedenfalls weiß ich: Wenn mal die Welt zu retten ist, geht das nicht ohne die beiden!

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Abends Konzert in der Warener Heilig Kreuz Kirche. Esra entlockt einem E-Piano Schattierungen, die eigentlich auf so einer Klapperkiste unmöglich sind, und bringt ein Rachmaninow-Prélude zum Leben. „Pirates of the Caribbean“ wird mir tagelang nicht aus dem Kopf gehen. Eines der späten Mozart-Divertimenti (bzw. zwei später entsprechend kombinierte Einzelsätze) für zwei Klarinetten und Fagott – erstaunlich gute Musik. „Zombie“ von den Cranberries – und die Gänsehaut ist bei Sinas Stimme garantiert. Daniels Euphonium-Solostück macht Werbung für ein kaum bekanntes Instrument. Die Kirche wird verzaubert.

Dann kommt „Cantina Band“ – viel mehr Ohrwurm geht gar nicht. Nach dem ersten Durchgang steht Jakob mit seiner Riesentuba auf und erklärt, noch im Rhythmus: „Wir sind die Cantina-Band. Wenn ihr noch irgendwelche Wünsche habt, sagt Bescheid.“ Aus dem Publikum erhebt sich Ben, ebenfalls im Rhythmus: „Spielt dasselbe Lied nochmal!“ Und so geschieht’s – herrlich!

Bei Star Wars wippt der jüngste Gast im Publikum aufgeregt und dirigiert mit. Und ins abschließende „Der Mond ist aufgegangen“ stimmt die ganze stimmgewaltige Gemeinde ein. Beim Herausgehen schweben Luftballons von der Empore.

Tag 16

Zur DSA gehört ein ganz eigener Wortschatz. Bei dessen Entwicklung tut sich Karin hervor. Sie dankt nach dem Konzert Moritz für die „Deckung des Gitarrenbegleitungsbedarfs“ und den Geigen, Bratschen und Celli für „das unerschrockene Spielen eines Streichinstruments im Angesicht einer überwältigenden Bläsermacht“. Beim Zukunftsabend habe ich von ihr schon das Wort „Lehnwinkel“ gelernt, in einer Diskussion über Liegestühle.

Hinzu kommen Jens’ „Rezeptrespekt“ für besonders gelungene kulinarische Anleitungen und die „Tschüsstraube“ für den Pulk von Leuten, die sich von Abreisenden verabschieden.  

*

Jens und ich haben übrigens schon Kursideen für die nächsten Jahre. Unter anderem wollen wir was zum Ersten Weltkrieg machen. Vom Ablauf her nach bewährtem Schema: morgens Theorie, nachmittags Praxis.

Tag 17

Und wie war überhaupt der Kurs? Einmal morgens drei Stunden Diskussion darüber, was ein „Zeichen“ ist und ob man Kulinarisches als Text lesen kann. Wir lernen, wie man einer Zwiebelschneidanweisung folgt, auch wenn man nicht die richtigen Messer hat, und wie man ein Mandelkaramellrezept schreibt, während man dem Jens zuschaut, wie er das Karamell macht. Wir gelangen zu dem Schluss, dass es keine falschen Interpretationen gibt, allerdings als Interpretation verkleidete Aussagen, die mit dem zu interpretierenden Text so wenig zu tun haben, dass sie eigentlich gar keine Interpretationen mehr sind. Wir erfahren aus Elenas Referat, was „Sachlichkeit“ bedeutet und was es mit der „Texterwartung“ auf sich hat (grosso modo: wir erwarten, dass das, was uns vorliegt, irgendwie zusammenhängt, also „als etwas“ zu interpretieren ist).

Wir fragen uns, was eine Prise ist – „Ich weiß nicht, was es ist; ich weiß nur, wie man’s macht.“ Das macht Sinn – und lässt durchblicken, dass ganz unterschiedliche Arten von Wissen im Spiel sind. Wir überlegen, dass „eine Messerspitze“ als Mengenangabe auf eine Art von Messer bezogen sein muss, die ein professioneller Koch tatsächlich benutzt. Wir staunen über Angaben wie „ein sehr, sehr hoch gehäufter Esslöffel“ und Formulierungen in Rezepten wie „Es ist nicht zwingend notwendig, dass …“ Wir beleuchten das Wechselspiel zwischen Erfahrung und Text und den Unterschied zwischen „einer Viertelstunde“ und „15 Minuten“.

Der Preis für die bildmächtigste Zeitangabe geht an Jens: „Es dauert so lange, dass die Gäste noch beim selben Thema sind, wenn man wieder aus der Küche kommt.“ Und der für das einfachste bzw. schwerste Rezept an Lizzy und ihren Marmorkuchen – es besteht nur aus der Zutatenliste. Auf Nachfrage erklärt sie huldvoll: „Na ja, nur zusammenkippen. Ganz normal halt.“

Der Kurs hat sich also gelohnt. Wir haben den Blick geschärft für das, was in einem Text nicht gesagt wird – was ein Rezept voraussetzt, unterstellt und verschweigt.

Abreisesonntag

Urban und ich im Regionalexpress Richtung Berlin. Die Kälte des Bahnfahrens. Wir dürfen keine Memes aufhängen, nicht mit einem Bürostuhl durch den Gang rauschen, nicht wirklich in Gesang ausbrechen. Müdigkeit. Wir vegetieren vor uns hin. Ich schaue auf Brandenburger Felder in der Sommerhitze. Plötzlich höre ich, wie Urban anfängt, vor sich hinzulachen. Ich schaue fragend zu ihm hinüber. Er: „Ich musste gerade an das großartige Wort ‚Knilch‘ denken!“ Die Felder ziehen weiter an uns vorbei. Ich überlege, ob man nicht im Anschluss an Theodor W. Adorno ein DSA-Buch schreiben könnte – „Jargon der Schlaflosigkeit“.

Nach der Rückkehr

In den ersten zwei Nächten schlafe ich insgesamt 26 Stunden. Als ich wieder einigermaßen zur Besinnung komme, merke ich, dass man die Couch, die mir meine Gastgeber zur Verfügung gestellt haben, ausziehen kann.

Außerdem möchte ich hier mal feststellen, dass mindestens ein Prank unentdeckt geblieben ist und an die 7er-Akademie vererbt wurde. Mal sehen, wann deren Jungs aufhören, sich mit Remoulade die Hände zu waschen. Also, nix verraten!