Welche Wörter haben das Jahr 2010 geprägt? Es gibt eine offizielle Wahl zum Wort und zum Unwort des Jahres, inzwischen gibt es auch ein Jugendwort des Jahres. Aber manchmal sind es ja nicht die neuen und oft gebrauchten Wörter, die den meisten Eindruck machen, sondern alltägliche, ungewöhnliche oder vielsagende. Ich habe eine kleine Liste zusammengestellt, mit Wörtern und Unwörtern, die mir im Lauf der letzten Monate begegnet sind. Viel Vergnügen!

1. Gegebenheit. Überhaupt das schönste Wort des Deutschen. Man darf etwas in seiner Umwelt nicht nur hinnehmen, man darf es auch annehmen. Es ist ein Geschenk.

2. Anböschen ist ein wunderbares Wort, das in der Diskussion um Stuttgart 21 ein großes Publikum fand. Das Anböschen bezeichnet im Tief- und Gartenbau das Anlegen schräger Aufschüttungen, also von Böschungen. Es ist nicht zu verwechseln mit Loriots “Zwischenpuschen”.

3. Lebenszerrung. Reinhold Beckmann gab dieses Krankheitsbild im Gespräch mit Mehmet Scholl während der Halbzeit des Fußball-Freundschaftsspiels Deutschland-Schweden am 17. November zu Protokoll. Scholl hatte ihn gefragt, ob er auch manchmal eine Muskelzerrung habe, wie Miroslav Klose. “Ja, schon immer”, sagte Beckmann, “Lebenszerrung”.

4. Kleintiernachziehstapel. Stapel von Karten, der in einem Gesellschaftsspiel eine bestimmte Rolle spielt.

5. “Jemanden aus dem Amt renken“. So beschrieb die ARD den Versuch norddeutscher Politiker, HSH-Chef Nonnenmacher zu entlassen.

6. Mood Board. Weiß auch nicht, warum mir das gefällt.

7. Selbstentdeutschung diagnostizierte der Nietzsche-Biograph Ernst Bertram bei seinem Autor.

8. Endlich weiß ich, wie die Kinder heißen, die vor dem Fußballspiel an der Hand der Spieler ins Stadion gehen: Auflaufkinder.

9. Vorfälligkeitsentschädigung. Da habe ich gestaunt. Es ist so quasi die Strafe für den, der sich von einer Bank oder Versicherung nicht bestrafen lassen will, sondern seine Schulden zu früh zurückzahlt und der Bank oder Versicherung damit einen Schaden zufügt.

10. Und schon vor Jahren stellte Hans-Ulrich Treichel bei sich emotionale Bemoostheit fest. Er führte diesen beklagenswerten Zustand auf seine ostwestfälische Herkunft zurück.

Und noch ein Unwort:

Fußläufig. Warum sind Füße läufig? Sind sie brünstig? Oder inkontinent?

Weitere Wörter und Unwörter dürfen gern eingesandt werden!